Sich fallen lassen mit dem ZMF-Urgestein

Endlich wieder Konzerte, endlich wieder ZMF Freiburg! Lange genug mussten man warten, bis man Großveranstaltungen wie diese besuchen konnte, die Sehnsucht danach war größer als zuvor. Das Konzert von Clueso am vergangenen Freitag zeigte eindrucksvoll, dass es alles andere ist als nur ein Neuanfang.

Bereits bei der Vorstellung des Künstlers fand Festivalgründer und selbsternannter Fan des eigenen Festivals Alexander Heisler die richtigen Worte, als er Musik als Empathie bezeichnete und das Publikum im ausverkauften Zirkuszelt bat, diese spürbar zu machen. Schon nach der gut 30-minütigen Support-Einlage von Cluesos Bruder Martin Hübner war eine Euphorie zu spüren, die die zweijährige Konzertabstinenz vergessen machte. Die Vorfreude auf das, was in den nächsten knapp zwei Stunden noch kam, konnte man förmlich mit den Händen greifen. Ungeduld wandelte sich um in totale Extase mit Betreten des Mainacts und dem ersten Song „Achterbahn“. Hier deutete der Erfurter Erfolgsmusiker an, wie schnell man ein generationenübergreifendes Publikum auf seine Seite ziehen kann. Mit „Neuanfang“ zeigte das ZMF-Urgestein, dass man einen solchen in der aktuellen Situation gar nicht benötige. Die Nummern „Kein Zentimeter“ und „Flugmodus“ erzeugten schließlich eine Art Wohnzimmeratmosphäre mit Wohlfühlcharakter, aus der man sich nicht entziehen konnte.

Der Mann mit Hut tanzt zusammen mit dem Zirkuszelt

Nachdem er mit „37 Grad“ und „Tanz aus der Reihe“ zwei mitreißende Songs zum Besten gab, änderte der Ausnahmemusiker kurzfristig seine Setlist und wurde mit „Anlauf nehmen“ sehr emotional. Ein Song der Sängerin Elif, den er bei der Erfolgsshow „Sing meinen Song“ für sie sang und hier seinem Großvater widmete. Für gut drei Minuten hielt das Publikum im Zirkuszelt inne, um kurz darauf mit „Love the People“ und seiner Version von „Sleeping Sun“ von Nightwish wieder voll abgeholt zu werden. Einer der unterhaltsamsten Momente, wenn nicht der unterhaltsamste des ganzen Abends waren die zahlreichen Anekdoten zu seiner engen Freundschaft mit der deutschen Rock-Legende Udo Lindenberg und der daraus entstandenen Kollaboration zu „Cello“. Die vor dem Song von Clueso nahezu perfekt zum besten gegebene Imitation sowie die Geschichten sorgten für zahlreiche Lacher in der Menge – vor allem beim Sänger selbst. Auf Stille folgte wieder totale Extase, als die Kollaborationen „Zusammen“ und „Tanzen“ anstanden. Hierbei wurde der Boden des Zirkuszelts durch das durchweg feiernde Publikum einer starken Qualitätsprobe unterzogen. Allgemein merkte man in jedem einzelnen Moment, wie sehr man das Gefühl des Konzertbesuchs vermisst hat, so schaffte es Clueso im Laufe des Konzertes, eine wahre Achterbahnfahrt der Emotionen auszulösen und damit die anfangs angesprochene Empathie vollends zu entfalten – so auch bei seinen drei letzten Songs des Abends „Chicago“, dem mit Gold ausgezeichneten Hit „Gewinner“ und „Alles zu seiner Zeit“, bei dem das Publikum selbst für einen Gänsehautmoment beim Sänger selbst sorgte. Es waren die Momente der Leichtigkeit, des Freiseins und der Lockerheit, die einen vollends gelungenen Konzertabend zu etwas ganz Besonderem in Zeiten der Pandemie machten.