Nightline, für jeden eine Hilfe, wenn der Schuh mal drückt!

Gerade in den ersten Semestern auf der Uni fällt es einem recht schwer in der Uni Fuß zu fassen, denn das Unileben kann auch, wie wir alle wissen, doch recht stressig werden. Auch Liebeskummer oder Einsamkeit können einen wirklich sehr belasten. Oft wäre es dann schön Hilfe zu haben oder einfach nur Jemanden zu haben, der einem zuhört. Gelegentlich will man aber nicht mit Freunden oder Bekannten über seine Probleme reden. Eine anonyme Nachricht zu schreiben oder mit Jemandem sich ganz unverbindlich anonym per Telefonat darüber zu unterhalten, kann da oft helfen.

Ich habe mich mit Lara Z. von der Nightline Freiburg verabredet, denn die Nightline bietet einem genau diese Möglichkeit.

Es war ein warmer Donnerstagmorgen am Europacafé in Freiburg, an dem ich Lara kennenlernen durfte. Lara wirkt freundlich und sehr entspannt. Sie macht einen offenen Eindruck. Seit rund zwei Jahren arbeitet Lara schon dort.

Die Nightline ist jedem sicher schon einmal begegnet. Die blauen Sticker mit dem Logo sind allgegenwärtig. Doch was ist die Nightline überhaupt? Die Idee kommt aus Großbritannien. Nightline bedeutet übersetzt sowas wie „Nachtleitung“ und genau das ist die Nightline auch. Studenten aus Freiburg und Umgebung können sich seit 2002 innerhalb des Semesters zwischen 20 und 24 Uhr bei Problemen an Nightline wenden und völlig anonym ihre Sorgen von der Seele reden.

Wer nicht mit jemandem Sprechen möchte, aber dennoch Sorgen haben sollte, der kann sich auch anonym per E-Mail an Nightline wenden. Lara beschreibt den E-Mail- Dienst so: „ Das ist wie eine Art Tagebuch, das antwortet. Man kann seine ganzen Sorgen aufschreiben und dabei schon vieles reflektieren und dann bekommt man auch noch eine unterstützende Antwort.“

Außerhalb des Semesters wechselt sich die Nightline Freiburg mit anderen Nightlinern ab, denn in Deutschland gibt es mittlerweile 15 andere Schwesterfilialen, beispielsweise in Konstanz oder auch Potsdam. Somit ist Nightline bei Sorgen immer erreichbar.

Doch wie sieht ein Alltag bei Nightline aus? Laut Lara ziemlich stressfrei, denn: „Unsere Erreichbarkeit ist von 20 bis 0 Uhr und somit durchaus überschaubar. Meist haben wir pro Abend circa 2 Telefonate von so 20-50 Minuten, Gespräche können aber auch 5 Minuten oder 2 Stunden gehen. Die Arbeit ist auch gut mit dem Studium vereinbar. Wir sind so circa 30-40 Studenten und somit eine ganz schöne Menge und wenn jeder so 6 Tage im Semester arbeitet, dann haben wir jeden Abend im Semester abgedeckt. Wenn jemand also gerade von der Uni aus viel zu tun hat, dann ist das kein Problem, dass er mal für ein paar Wochen aussetzt.“

Unterstützt wird das alles von der Universität Freiburg, die auch die Räumlichkeiten der Nightline zur Verfügung stellt, sowie dem Studierendenwerk, dem Studentenrat oder auch durch private Spenden. Finanziert werden durch die Spenden- und Fördergelder nämlich die ganzen Werbematerialien und auch die Ausbildungshütte, bei der zum Semesterstart die neuen „Nightliner“ ausgebildet werden. „Auch die Telefone und sonstigen Utensilien, die wir brauchen, werden durch die Gelder finanziert.“ Doch Lara, wie auch alle anderen Nightliners, leisten Freiwilligenarbeit. Die Arbeit und die ganzen Gespräche, die sie führt sind völlig unentgeltlich: „ Ich werde für meine Arbeit nicht bezahlt, aber dennoch bekomme ich viel zurück. Ich lerne sehr viel, indem ich Menschen zuhöre und versuche für sie da zu sein. Viele Kollegen von mir studieren auch Medizin oder Psychologie und können bei Nightline nun praktische Erfahrung für die Zukunft sammeln. Ich studiere zwar nichts in Richtung Medizin oder Psychologie, aber meistens bedanken sich die Anrufer und sagen, dass Ihnen das Gespräch wirklich geholfen hat. Schon alleine das sich die Sorgen von der Seele sprechen, kann helfen. Das gibt mir sehr viel zurück.“

Lara hat einen glücklichen Gesichtsausdruck. Genrell wirkt Lara sehr enthusiastisch. Man spürt förmlich die Begeisterung, die sie für die Nightline hat: „ Jeder sollte die Chance nutzen bei der Nightline anzurufen, wenn es mal nicht rund läuft. Ich wünschte mir, dass das Angebot der Nightline niederschwelliger wahrgenommen wird. Viele überlegen sich bei Nightline anzurufen, aber trauen sich letztendlich nicht und das ist schade, denn die Hemmschwelle bei uns anzurufen, muss wegfallen.“ Lara erzählt, dass sie am liebsten all ihren Freunden Nightline ans Herz legen würde.

Doch wie sieht ein typischer Anrufer bei Nightline aus? Das Alter der Anrufer ist laut Lara gemischt. Es rufen Studienanfänger, aber auch ehemalige Studenten an, die über die Komplikationen des Berufseinstiegs reden. „Jedes Gespräch war bis jetzt einprägend und eine gute Erfahrung.“ Auf meine Frage hin, welches Gespräch Lara besonders in Erinnerung bleibt, muss sie kurz nachdenken und dann leicht grinsen: „ Ein Gespräch werde ich nie vergessen. Da war ein junger Student, der eine halbe Stunde darüber geredet hat, wie schön das verliebt sein ist und dass er sich eben in Jemanden verliebt hatte. Dieses Gespräch hat mir selber eine so gute Laune gemacht und ich war auch noch Tage danach froh deswegen.“

Aber natürlich ist nicht jedes Gespräch so fröhlich, wie dieses. Laut Lara sind unangenehme Gespräche aber eher eine Seltenheit und den Eindruck, dass Lara schlimme Erfahrungen mit Nightline gemacht hat, habe ich nicht. Für den Fall, dass ein Gespräch unangenehm wird, wurde aber auch vorgesorgt. Denn wer bei Nightline arbeitet, hat zweimal im Jahr ein Supervisio Gespräch mit einem Psychologen oder einer Psychologin der psychologischen Fakultät, falls man doch durch den Job bei Nightline etwas auf dem Herzen haben sollte. Man ist also nicht auf sich alleine gestellt. Wer auch mitmachen will und anderen ein offenes Ohr schenken möchte, der kann sich immer zu Anfang des Semesters bei der Nightline ( nightline@mail.uni-freiburg.de ) melden.