Kleine Fiesta ohne Helge – Die Klassikmatinee auf dem ZMF

Matinees sind nur etwas für Frühaufsteher und Leute, die sich auch anderen Musikrichtungen widmen und damit die Vielfalt des ZMF unterstützen möchten. Das sie nach wie vor großen Anklang beim Publikum finden, hat die Matinee am Samstag, welche wie jedes Jahr einen Vorgeschmack auf die Philharmonische Gala am Abend geben soll, gezeigt.

Wo ist denn Helge Schneider? Das fragten sich einige Besucher der Matinee, als sie um kurz vor 11 Uhr das Spiegelzelt betraten, so warb man doch mit ihm für diese Veranstaltung und die abendliche Gala. Die Auflösung gab Festivalgründer und Mitgesellschafter Alexander Heißler vor dem ersten Künstler. Der Gute hat kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen absagen müssen. Das dies dennoch nicht die Laune verderben sollte, vermittelte Heißler unmittelbar dem Publikum. „Auch wenn er jetzt heute nicht dabei sein kann, gebt eure Karten nicht zurück, sondern bleibt hier und genießt das, für das ihr hier seid: Musik! Es muss auch ohne Helge gehen!“, so der Urvater des ZMF. Das Schneider auch immer ein Mensch ist, der jüngere Künstler unterstützt, wollte Heißler ebenfalls nicht unerwähnt lassen und somit trat unter großem Applaus der Jung-Preisträger dieses Jahrs, den erst 17-jährigen Robert Neumann, die Bühne und spielte zu Beginn die 10. Sonate von Schubert in D-Moll. Für diese gefühlvolle und starke Interpretation eines der wunderbarsten Klavierstücke überhaupt erntete er langanhaltenden Beifall, um dann anschließend ein wenig mit Heißler zu plaudern. Hierbei wurde erwähnt, dass Neumann eigentlich gar nicht auftreten wollte und von Heißler und seiner Lehrerin dazu überredet werden musste, was sehr humorvoll vom Publikum aufgenommen wurde.

Begeisterte das Publikum mit gefühlvollem Spiel und wunderschönen Sonaten: Robert Neumann

Akkordeon-Zauber von Ugarte, Percussion-Session für Perry Robinson

Nach der Frage-Antwort-Runde der beiden gab der Jungstar noch ein Stück von Rachmaninow zum Besten, um dann danach Platz für den argentinischen Akkordeon-Spieler Enrique Ugarte zu machen. Dieser präsentierte dem Publikum zunächst ein italienisches Stück, um dann danach mit Ro Kuijpers, dem Leiter des Heim- und Flucht Orchesters Freiburg, eine sehr unterhaltsame und lustige Version von Vivaldis Frühling aus dessen „Vier Jahreszeiten“ auf die Bühne zu bringen. Danach kamen Raphael Kofi, welcher das African Music Festival in Emmendingen ins Leben gerufen hat, und Gerry Ache, Begründer des Trinidad and Tobago Music Festivals, auf die Bühne, um mit Kuijpers einige Percussion-Songs dem Publikum zu präsentieren. Diese Stücke waren dem im Dezember verstorbenen Perry Robinson gewidmet, welcher über 30 Jahre am Stück auf dem ZMF auftrat und immer ein gern gesehener Gast war.

Geigenmusik und A-capella vom feinsten, Musik zu Ehren Chick Coreas

Nach der Pause gab es auch in Sachen Geigenmusik etwas auf die Ohren. So wurde die Matinee mit dem Duo Twiolins, welches aus den Geschwistern Dingler aus Mannheim besteht, fortgesetzt. Diese boten zunächst eine „Metamorphosis“, um dann „Doch Laub und Wolken unter Nacht“ des Freiburger Komponisten Johannes Söllner zum Besten zu geben. Ihren Auftritt abgeschlossen hat das Duo, passend zur Jahreszeit, mit dem „Sommer“ von Vivaldi. Danach kam erneut Enrique Ugarte auf die Bühne, um mit Will Bartlett, welcher den erkrankten Helge Schneider vertrat, ein paar Stücke des weltbekannten Jazzpianisten Chick Corea darzubieten. Als Abschluss der Matinee kam die A-cappella-Truppe Viva Voce auf die Bühne, welche in diesem Jahr ihr 20-jähriges Bestehen feiert. Das sie Humor haben, bewiesen sie mit ihrem ersten Lied, welches sie für ein Paar, das seinen Hochzeitstag feierte, von einem Geburtstags- in ein Hochzeitstagslied umdichteten. Dies kam sehr gut beim Publikum an. Danach dichteten sie aufgrund ihres Bandjubiläums diverse Stücke um und behaupteten mit einem Augenzwinkern, dass diese doch oft mit der 20 besungen wurden. So bekamen bekannte Songs von Udo Jürgens, Andrea Berg, Karat oder auch Klaus Lage ihr Fett weg – aus „Tausend mal berührt“ wurde kurzum „Zwanzig mal berührt“. Mit dieser Improvisation endete eine sehr unterhaltsame und beeindruckende Samstagsmatinee, nach der man zwar noch über Helge Schneider diskutierte, aber nur darüber, mit welchem Klamauk und musikalischem Talent er seine Abwesenheit im nächsten Jahr gutmachen kann.