Freistuz goes Oscars – Die Online-Kolumne zum wichtigsten Filmpreis der Welt

Heute: Beste Hauptdarstellerin

In Zeiten von MeToo sind weibliche Hauptrollen in Filmen umso mehr in den Fokus gerückt als zuvor! Viele Filme legen mittlerweile verstärkt Wert darauf, das Drehbuch auf ihre Hauptdarstellerin zuzuschreiben. Dies kann man auch von den Nominierten in dieser Kategorie behaupten, wobei die Filme, in denen sie agieren, unterschiedlicher kaum sein können. Hier ist die Prognose für „Beste Hauptdarstellerin“. 

 

Nominierte

  • Cynthia Erivo (Harriet)
  • Scarlett Johansson (Marriage Story)
  • Saoirse Ronan (Little Women)
  • Charlize Theron (Bombshell)
  • Renée Zellweger (Judy)

 

Mein Favorit: Scarlett Johansson (Marriage Story)

Scheidungsdramen schienen fast schon in Vergessenheit geraten zu sein. Der letzte Film, der mit dieser Thematik spielte und bei den Oscars gewinnen konnte, war im Jahr 1980 Robert Bentons „Kramer gegen Kramer“ mit Dustin Hoffman und Meryl Streep in den Hauptrollen aus dem Jahr 1979. „Marriage Story“ , eine Netflix-Produktion von Noah Baumbach geht in eine ähnliche Richtung und ist mit zwei der aktuell besten Schauspieler Hollywoods besetzt: Adam Driver und Scarlett Johansson. Während meiner Meinung nach Ersterer in der Kategorie des besten Hauptdarstellers gegen Joaquin Phoenix chancenlos sein wird, so sind die Aussichten für Johansson, den Preis als „Beste Hauptdarstellerin“ zu gewinnen, wesentlich besser! Man muss zunächst erwähnen, dass sich beide durch ihre starken Perfomances gegenseitig zu Höchstleistungen antreiben, wie man es nur selten auf der großen Leinwand zu sehen bekommt. Was Johansson jedoch hier zeigt, ist einzigartig! Mit ihrer zu Beginn liebevollen und sicheren Art beginnt sie durch ein starkes Drehbuch ihren Charakter mit einer starken Intensität immer so weiterzuentwickeln, sodass man sich als Frau, die bereits eine Scheidung durchgestanden haben, immer wieder durch ihre Ausdrucksweise bestätigt fühlen. Allein die Szenen, in der Johansson einen sehr emotionalen Monolog bei ihrer Scheidungsanwältin hält und sich im Haus ihres Noch-Ehemanns in Rage redet sind Ausschlag genug, sie neben Renée Zellweger als Topfavoritin auf den Oscar in der Kategorie „Beste Hauptdarstellerin“ dazuzuzählen. Ihre furiose Art und Weise, wie sie ihre Figur wiedergibt zeigt, dass sie auch dramatische bzw. seriösere Rollen außerhalb des Marvel Cinematic Universe spielen kann und dies in Zukunft meiner Meinung nach auch viel öfter tun sollte. Es zeigt, dass gerade mit solchen Dramen viel mehr aus Schauspielerinnen wie ihr herauszuholen ist als ihre plumpen und unseriösen Rollen im Mainstream. Ein Vorteil gegenüber Zellweger könnte ihre Nominierung in der Kategorie „Beste Nebendarstellerin“ für ihre – ebenfalls wunderbare – Leistung in „Jojo Rabbit“ sein, denn beide Preise wird sie definitiv nicht gewinnen. Es gibt aber andererseits aus der Sicht der Academy auch keinen Grund, warum sie hier für eine Seltenheit bei den Oscars sorgen und beide Goldjungen mit nach Hause nehmen sollte.

Liefert eine oscarwürdige Leistung ab: Scarlett Johansson in „Marriage Story“