Freistuz goes Oscars – die Online-Kolumne zum wichtigsten Filmpreis der Welt

Heute: Bester Film

 

Es ist die wichtigste und bedeutendste Kategorie der gesamten Verleihung: Bester Film! Nicht umsonst wird sie die Königskategorie der Oscar-Verleihung genannt. Auch dieses Jahr könnten die Genres und Thematiken der Filme unterschiedlicher nicht sein. Egal ob Musikfilm, feinfühlige Tragikomödie, Comic-Verfilmung, Historiendrama oder auch autobiographisches Drama von Netflix– hier ist alles vertreten. Dabei kommt es auf unterschiedliche Faktoren an, um in dieser Kategorie den „Big Shot“ zu schaffen: Auszeichnungen auf verschiedenen Filmfestivals, Sieg bei der Producers Guild, Beliebtheit bei der Academy, Publikumsmagnet und so weiter und sofort. Die Nennung von weiteren Faktoren würde diesen Artikel sprengen, so konzentrieren wir uns nun auf die Frage, wer am Ende in der Königskategorie „Bester Film“ den Oscar gewinnen wird.

 

Nominierte

Black Panther

Blackkklansman

Bohemian Rhapsody

The Favourite

Green Book

Roma

A Star Is Born

Vice – Der zweite Mann

 

Mein Favorit: Green Book

Lange habe ich hier überlegt, wer am Ende mein Favorit in der Königskategorie sein wird und doch habe ich mich schlussendlich auf mein Bauchgefühl verlassen. Ich denke, dass „Green Book“ von Peter Farrelly den Oscar hier gewinnen wird. Viele werden jetzt fragen: Warum nicht „Roma“, den du doch schon in den Kategorien „Bester nicht-englischsprachiger Film“ und „Beste Regie“ in den Himmel gehoben hast? Ja, „Roma“ ist ein in meinen Augen perfekter Film, jedoch stehen diesem Streifen zwei Dinge im Weg: die Nominierung beim fremdsprachigen Film und dass er von Netflix produziert wurde. Wenn die Academy of Motion Picture Arts and Sciences nämlich eins nicht mag, dann sind es Produktionen von Streaming-Portalen, da können sie noch so perfekt und formvollendet sowie mehrfach nominiert sein. Wie hat es damals Steven Spielberg gesagt: „Wenn irgendwann einmal ein Film eines Streaming-Anbieters für den „Besten Film“ gewinnen wird, glaube ich nicht mehr an das klassische Kino.“ Nun aber zu meinen Argumenten, warum die so stark inszenierte Tragikomödie mit Viggo Mortensen und Mahershala Ali in den Hauptrollen hier den Preis mit nach Hause nehmen wird. Zunächst einmal ist zu sagen, dass „Green Book“ zwar kein Publikumsliebling war, jedoch sowohl beim International Filmfestival von Toronto sowie bei der Producers Guild den Hauptpreis sowie einen Golden Globe gewinnen konnte und gerade in Zeiten eines US-Präsidenten Trump ein Film wie gemacht für die Academy ist. Er behandelt vor allem ein Thema, die noch heute in den Staaten heiß diskutiert werden: Rassismus gegenüber Afroamerikanern in den 1960er Jahren. Ein Thema, welches man problemlos auf die heutige Gesellschaft in den USA beziehen und nicht besser hätte inszeniert werden können, schon der Titel bezeichnet ein Buch, welches Motels beinhaltet, welche damals für Afroamerikaner am besten und sichersten waren. Gerade aber die Tatsache, dass hier nicht zu stark mit Fremdenfeindlichkeit und Rassismus übertrieben, sondern auch den Hauptfiguren genügend Zeit gegeben wird, um deren Geschichten zu erzählen, macht diesen Film so stark. Zwei Szenen, welche dieses Thema trotzdem am besten unterstreicht: die Figur des Don Shirley steigt bei einer kurzen Pause während der Fahrt aus und sieht mehrere afroamerikanische Feldarbeiter. Die zweite Szene zeigt Don Shirley, als er bei Starkregen aus dem Auto steigt und Tony Lip die Frage stellt: „So if I’m not black enough, and if I’m not white enough, and if I’m not man enough, then tell me Tony, what am I?!“– – meiner Ansicht nach eines der stärksten und prägnantesten Filmzitate der letzten zehn Jahre! Hier zeigt sich auch – und das ist eine weitere große Stärke des Films – die metaphorische und zwischenmenschliche Ebene, die Farrelly voll auszuspielen weiß. Weiter zum Cast: allen voran die beiden Hauptdarsteller Viggo Mortensen („Herr der Ringe“, „The Road“, „Captain Fantastic“; Anm. d. Red.) und Mahershala Ali („Moonlight“, „Mad Men“, „True Detective“; Anm. d. Red.) bestechen durch eine herausragende, schauspielerische Leistung – die Chemie zwischen beiden ist einfach atemberaubend in „Green Book“. Ein weiterer, wichtiger Aspekt für den Sieg in dieser Kategorie ist, dass dieser Film eine Tragikomödie ist, so hat er in seinen zwei Stunden und fünfzehn Minuten Laufzeit auch seine humorvollen und erheiternden Momente, die dem Film merklich guttun sowie ihn nicht unnötig in die Länge ziehen. Ich könnte jetzt noch Stunden und mehrere Seiten über diesen Film schwärmen da er – zumindest meiner Meinung nach – in dieser Kategorie und in diesem Jahr bisher der beste Film war, den ich gesehen habe. Andere Filme wie „Roma“, „Bohemian Rhapsody“ oder auch „The Favourite“ hätten hier den Preis ohne Frage ebenfalls verdient, jedoch hat „Green Book“ – wie oben bereits beschrieben – Dinge, die ihn aus dieser Masse herausheben und ihn zu etwas ganz Besonderem und somit auch zu meinem Topfavorit in der Königskategorie „Bester Film“ machen.

Hebt sich aus der Masse heraus und ist meiner Ansicht nach Topfavorit auf den Oscar in der Königskategorie „Bester Film“: „Green Book“ von Peter Farrelly