Freistuz goes Oscars – die Online-Kolumne zum wichtigsten Filmpreis der Welt

Heute: Beste Regie

 

Es gibt viele Dinge, die einen Film zu einem Gesamtwerk bzw. zu Kunst machen. Zum einen sind es starke Schauspieler, die mit ihrer Leistung den Film zu etwas Besonderem machen. Des Weiteren ist auch das Drehbuch entscheidend für eine logische und verständliche Handlung, welche die Darsteller umsetzen sollen. Zu guter Letzt aber ist vor allem eines am wichtigsten: die Inszenierung! Hierfür ist der Regisseur verantwortlich, der das Drehbuch in die Tat umsetzen soll. Bei vielen Filmen kann man, sofern man Filmexperte ist, die Handschrift eines Regisseurs erkennen, so benutzt er unter anderem ein bestimmtes Element, welches in seinen Filmen immer wieder vorkommt. Ein sehr bekanntes Beispiel hierfür sind die vielen Cameo-Auftritte von Alfred Hitchcock in seinen legendären Filmen. Diese fünf nominierten Regisseure haben mit ihren Filmen bewiesen, dass diese ihre Handschrift tragen und der Streifen am Ende etwas ganz Besonderes ist. Doch wer wird mit seiner Inszenierung die Academy am meisten beeindruckt haben?                                    

 

Nominierte

Spike Lee (Blackkklansman)

Pawel Pawlikowski (Cold War)

Yorgos Lanthimos (The Favourite)

Alfonso Cuarón (Roma)

Adam McKay (Vice – Der zweite Mann)

 

Mein Favorit: Alfonso Cuarón

Filme zu machen bedeutet auch allen voran, Kunst zu erzeugen. „Roma“, der neben dem Golden Globe auch den Goldenen Löwen bei den Filmfestspielen in Venedig gewinnen konnte, ist Kunst und der Schöpfer dieses Meisterwerks schon jetzt eine lebende Legende in der heutigen Filmszene. Die Rede ist vom Mexikaner Alfonso Cuarón, der mit Filmen wie „Children of Men“, dem mehrfach oscarprämierten „Gravity“ oder auch „Y Tu Mamá También“ beweisen konnte, wie stark er einen Film durch Bilder sowie einer großartigen Kameraarbeit und wenige Worte sprechen lassen sowie dadurch glaubwürdig erscheinen lassen kann. So auch in seinem aktuellsten und wohl persönlichsten Film „Roma“ der – wie oben bereits erwähnt – ein Meisterwerk ist. Allein die Tatsache, dass dieser Film vor allem von Erinnerungen Cuaróns an seine Kindheit im Stadtteil Roma von Mexiko-Stadt und sein Kindermädchen lebt und diese Geschichte von Laiendarstellern erzählt wird, ist bemerkenswert und hätte man gerade von einem so renommierten Regisseur wie ihm nicht erwartet. Er habe laut eigener Aussage den Darstellern das Drehbuch nicht wie gewohnt im Vorfeld zur Vorbereitung mitgegeben, sondern hat am Drehtag selbst direkt die Anweisungen gegeben, um die Handlungsweise der „Schauspieler*innen“ möglichst authentisch und ehrlich wirken zu lassen, damit der Zuschauer ein Gefühl für seine damalige emotionale Lage entwickeln kann. Im Film selbst glaubt man infolgedessen in keiner Szene, dass die Menschen vor der Kamera tatsächlich Laiendarsteller sind. Cuarón hat den Film aber nicht nur inszeniert und geschrieben, sondern saß auch selbst hinter der Kamera. Die starken, meist lang gehaltenen und dadurch sehr kraftvollen Bilder sind ein eindrucksvoller Beweis dafür, dass der Mexikaner es seit mehreren Jahren zu verstehen weiß, einem Film die notwendige Zeit zu geben, um seine einzigartige Wirkung zu entfalten. Wer „Roma“ auf der großen Leinwand gesehen hat kann bestätigen, wie wichtig dieser Streifen für Cuarón selbst und wie wichtig einem Filmschaffenden wie ihm seine eigene Lebensgeschichte ist. Diesen Film MUSS man im Kino und nicht auf Netflix, wo er aktuell zu bewundern ist, gesehen haben, da er schlicht und einfach Kunst ist und diese nur dort lebendig und für den Zuschauer erfassbar ist. Neben seinen Landsmännern Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“ / „Devils Backbone“; Anm. d. Red.) und Alejandro González Iñárritu („Birdman“ / „The Revenant“; Anm. d. Red.) zählt Alfonso Cuarón zu den wichtigsten lateinamerikanischen Regisseuren unserer Zeit. „Roma“ ist ein weiterer Beweis dafür, wie wichtig er für die aktuelle Filmlandschaft ist und dass man sich in den nächsten Jahren auch weiterhin auf Filmkunst pur aus Mexiko freuen darf. Sein zweiter Oscar für die „Beste Regie“ sollte ihm so gut wie sicher sein – so wäre es nicht übertrieben, den Jungen aus Mexiko-Stadt neben anderen, ebenfalls hochrenommierten Regisseuren wie Spike Lee in dieser Kategorie als Topfavorit zu bezeichnen.

Kann sich dieses Jahr mir seinem Meisterwerk „Roma“ seines zweiten Regie-Oscars sicher sein: der mexikanische Regisseur Alfonso Cuarón