Freistuz goes Oscars – Die Online Kolumne zum wichtigsten Filmpreis der Welt

Heute: Bester Film

Mit riesigen Schritten nähert sich für Filmschaffende Hollywoods die wohl wichtigste Nacht des Jahres! In der Nacht von Sonntag auf Montag werden zum 92. Mal die Oscars verliehen. Heute wird die wichtigste Kategorie der ganzen Verleihung, „Bester Film“, genauer unter die Lupe genommen. Auch in diesem Jahr sind die Filme wieder sehr unterschiedlich in ihrer Art und Weise – von Rennwagen, jungen aufstrebenden Frauen über gescheiterte Hollywoodstars, einer armen Familie bis hin zu einem unmöglichen Auftrags kurz vor Ende des 1. Weltkrieges. Alle Streifen in dieser Liste haben ihre Berechtigung, hier nominiert zu sein – und doch könnte es in diesem Jahr zu einem Novum bei den Academy Awards kommen. Hier meine Prognose in der Kategorie „Bester Film“.

 

Nominierte

Le Mans 66

The Irishman

Jojo Rabbit

Joker

Little Women

Marriage Story

1917

Once Upon a Time in Hollywood

Parasite

 

Mein Favorit: Parasite

Das oben genannte Novum, die in diesem Jahr bei den Oscars auftreten könnte ist diejenige, dass ein nicht-englischsprachiger Film den Preis in der Kategorie „Bester Film“ gewinnt. In der 92-jährigen Geschichte der Academy Awards gab es mehrere starke ausländische Filme, denen man den großen Coup zugetraut hätte, jedoch waren diese meist nicht in der so wichtigen Kategorie nominiert. „Parasite“ von Bong Joon-ho wird dies jedoch ändern – zumindest aus meiner Sicht.  Einen solchen Film wie der des Ausnahmeregisseurs aus Südkorea und einer der einflussreichsten asiatischen Regisseure unserer Zeit ist zuvor noch nie dagewesen! Eine Geschichte, in der eine arme Familie wie ein Wirt eine reiche Familie unterwandert und gegen sie ausspielt – das gab es in der Filmgeschichte vielleicht schon zuhauf. Parasite jedoch ist anders! Es ist ein Streifen, den man ohne Zweifel als Meisterwerk bezeichnen kann, nein MUSS! Das erste Argument dafür ist, dass „Parasite“ kein wirkliches Genre bedient, sondern in seiner Laufzeit wild zwischen verschiedenen Genres wechselt. Dies macht den Film umso unterhaltsamer, als er ohnehin schon ist. Des Weiteren hebt sich das Drehbuch weit von den anderen Filmen in dieser Kategorie ab, ohne diese schlecht zu reden! Der Film führt den Zuschauer zunächst in eine Richtung, bei der man zunächst das Gefühl hat, dass es genauso laufen wird – um dann komplett getäuscht zu werden. Man sieht anhand dieser Beschreibung in „Parasite“ wunderbar, dass Bong Joon-ho sich von der Erzählweise her stark an den großartigen Filmen von Alfred Hitchcock orientiert. Wie der Großmeister selbst versteht er es ausgezeichnet, das Publikum regelrecht an der Nase herumzuführen und es trotzdem im Film zu halten. Eine Handlung, die einfach gestrickt scheint und trotzdem in der Mitte eine Wendung nimmt, die man so nicht erahnen kann.  Ein weiteres großes Plus dieses Streifens ist die herausragende Leistung des gesamten Schauspielensembles, aus der allen voran Song Kang-ho, seines Zeichens ein Schauspieler, mit dem Joon-ho schon seit einigen Jahren sehr erfolgreich zusammenarbeitet. Er trägt den Film ohne jede Probleme und die Tatsache, dass nicht er, sondern die ganze Schauspielriege hier die Hauptdarsteller sind und diesen so zu einem sehr stark gespielten Ensemblefilm machen. Bong Joon-ho zeigt mit „Parasite“ eindrucksvoll, wie man gesellschaftskritische Filme heutzutage zu machen hat, ohne dabei auch nur ein winziges Detail auszulassen und dabei einen nie abfallenden Spannungsbogen aufzubauen. Es ist in seiner Gesamtheit ein perfekter Film, der gegenüber den anderen, ohne Zweifel ebenfalls sehr starken Streifen in der Kategorie „Bester Film“ die Nase vorn haben und, um nochmal auf den Beginn dieses Artikels einzugehen, für ein Novum bei den diesjährigen Oscars sorgen wird.

Der große Favorit in der Kategorie „Bester Film“: „Parasite“ von Bong Joon-ho