Freistuz goes Oscars – Die große Oscar-Kolumne zum wichtigsten Filmpreis der Welt

Nominierte und Favoriten

Heute: Bester Film

Es ist die Königskategorie bei der Oscar-Verleihung und jedes Jahr aufs Neue streiten sich Kritiker darum, welcher Film dafür nominiert oder sogar mit einem Oscar ausgezeichnet wird. Die Wettquoten, ja auch bei Filmpreisen gibt es sowas, sind diesbezüglich sehr hoch. Die Filme, die in diesem Jahr in der Kategorie „Bester Film“ nominiert sind, haben wie gewohnt in dieser Sparte die verschiedensten Genres und Themen zu Grunde liegen. Seien es britische Soldaten, die während des zweiten Weltkriegs am Strand von Dünkirchen vom Feind eingekesselt werden, eine taubstumme Putzkraft, die sich in ein mysteriöses Wasserwesen verliebt, eine Verlegerin, die mit der vieldiskutierten Veröffentlichung der Pentagon Papers die Zukunft der Washington Post auf’s Spiel setzt oder eine Mutter, welche die Polizei durch drei Werbetafeln auf den noch nicht aufgeklärten Mord an ihrer einzigen Tochter aufmerksam machen möchte – so viel Vielseitigkeit gibt es nur bei den Oscars! Der Gewinner bleibt bis zum Schluss der Veranstaltung nicht vorhersehbar – wie in einem guten Film eben. So hoffen wir dieses Mal, dass kein Fauxpas passiert, wie es letztes Jahr der Fall war, und es spannend bleibt bis zu dem Moment, in dem es in der Kategorie „Bester Film“ heißt: „And the Oscar goes to…“. Hier lest ihr schon vorab, welchen der neun nominierten Filme ich am Ende ganz vorne sehe.

 

 

Nominierte

Call me by your Name (Produzenten: Peter Spears, Luca Guadagnino, Emilie Georges, Rodrigo Teixeira, Marco Morabito, James Ivory, Howard Rosenman)

 

Die dunkelste Stunde (Produzenten: Tim Bevan, Lisa Bruce, Eric Fellner, Anthony McCarten, Douglas Urbanski)

 

Dunkirk (Produzenten: Emma Thomas, Christopher Nolan)

 

Get Out (Produzenten: Jason Blum, Edward H. Hamm Jr., Sean McKittrick)

 

Lady Bird (Produzenten: Ely Bush, Evelyn O’Neill, Scott Rudin)

 

Der seidene Faden (Produzenten: JoAnne Sellar, Paul Thomas Anderson, Megan Ellison, Daniel Lupi)

 

Die Verlegerin (Produzenten: Kristie Macosko Krieger, Steven Spielberg, Jaco Van Dormael)

 

The Shape of Water (Produzenten: Guillermo del Toro, J. Miles Dale)

 

Three Billboards Outside Ebbing, Missouri (Produzenten: Graham Broadbent, Pete Czernin, Martin McDonagh)

 

Mein Favorit: Three Billboards Outside Ebbing, Missouri

Es ist das wohl spannendste Rennen um den Oscar in der Königskategorie der letzten 10 Jahre. Man kann zumindest bei vier nominierten Filmen sagen, dass sie alle aus verschiedenen Gründen die Auszeichnung als „Bester Film“ verdient haben – namentlich „Dunkirk“, „Get Out“, „The Shape of Water“ und „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“. Letztere beide gehen als die beiden Topfavoriten in dieser Kategorie ins Rennen, wobei meiner Ansicht nach kein Weg an „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“ von Martin McDonagh, Regisseur der Kultfilme „Brügge sehen…und sterben?!“ und „7 Psychos“, vorbeiführt. Dieser Film hat einige Dinge, die ihn noch besser machen als „The Shape of Water“, angefangen beim großartig ausgewählten und besetzten Cast. Egal ob ein Woody Harrelson, ein Sam Rockwell, ein Lucas Hedges, ein Peter Dinklage, der vielen als Tyrion Lannister aus Game of Thrones bekannt sein dürfte, oder ein Caleb Landry Jones – all diese genannten Darsteller laufen hier zur absoluten Höchstform auf. Diejenige, die aus dieser Riege herausragt, ist Frances McDormand, vielen bekannt aus „Fargo“. Sie verkörpert die Hauptfigur der Mildred Hayes mit einer Brillanz, Kälte, Rachgier, aber auch mit viel Humor, sodass gerade ihre Darstellung am glaubwürdigsten von allen ist (mehr dazu in meiner Prognose zur Besten Hauptdarstellerin). Ein weiteres, sehr wichtiges Element in diesem phänomenalen Streifen ist ohne Zweifel das überragend geschriebene Drehbuch mit größtenteils heftigen und bissigen Dialogen, die sich arg unter der Gürtellinie bewegen. Zudem zeichnet sich dieser Film mit einer Unvorhersehbarkeit aus, die ich in den letzten Jahren ganz selten im Kino erleben durfte. Man weiß zu keiner Sekunde, in welche Richtung er gehen will und wenn man dann doch denkt, dass es genauso kommt, wie man es sich vorgestellt hat, wird man in vielen Momenten Lügen gestraft. Vor allem hierfür ist Regisseur McDonagh bekannt. „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, der in insgesamt sieben Kategorien nominiert ist, ist meiner Meinung nach erzählerisch und schauspielerisch der beste Film, den ich in den letzten 5 Jahren im Kino bewundern durfte. „The Shape of Water“ ist zweifelsohne optisch und visuell besser als dieses spannende und stark erzählte Drama, „Dunkirk“, um diesen Film auch noch zu nennen, ist ton- und bildtechnisch herausragend und beide werden auch definitiv in diesen Kategorien mehr berücksichtigt, jedoch gibt es zumindest von meiner Seite keine zwei Meinungen und Bedenken, welcher Film am Ende den Oscar in der Königskategorie „Bester Film“ mit nach Hause nehmen wird: „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“!

Mein Topfavorit auf den Oscar in der Königskategorie „Bester Film“: Martin McDonagh’s „Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“

Favorit von Sebastian Petznick, Mitglied des aka Filmclubs:  „Der seidene Faden“ (Phantom Thread)

Paul Thomas Anderson gelingt mit seinem neusten Streich ein ebenso gelungener wie überraschender Film, dessen (Liebes-) Geschichte ebenso besticht wie seine Umsetzung. Besonders hervorzuheben ist das Spiel der beiden Hauptdarsteller Vicky Krieps und Daniel Day-Lewis, die eines der interessantesten und vielschichtigsten Leinwandpaare der letzten Jahre abgeben. Gerade Day-Lewis zeigt sich in seinem letzten Film noch einmal in Höchstform und könnte Gary Oldman in letzter Sekunde noch zu ernsthafter Konkurrenz um die Trophäe als bester Hauptdarsteller werden…