Er ist einer der besten modernen Jazzmusiker, aber auch spätestens seit gestern einer der besten Live-Musiker unserer Zeit: der Brite Jamie Cullum. Gestern gab er sein erstes Konzert beim Zelt-Musikfestival in Freiburg. Die freistuz war für euch live vor Ort.
Jazzsänger, allen voran Jazzpianisten, sind eigentlich eher darauf angelegt, ruhigere und entspanntere Töne als der Mainstream anzuschlagen und somit für eine dementsprechende Konzertatmosphäre zu sorgen. Und genau dies wurde auch vom Briten Jamie Cullum, welcher gestern zum allerersten Mal auf dem Zelt-Musikfestival in Freiburg auftrat, erwartet. Diese Vorstellungen jedoch wurden, zur großen Begeisterung des Publikums, mehr als übertroffen; so lieferte er ein Konzert der Extraklasse ab, aber der Reihe nach. Jamie Cullum ist zweifellos ein Star in seinem Genre, bei dem sogar Frauen in Hysterie verfallen oder, wie gestern kurz vor Beginn des Konzerts im Zirkuszelt erlebt, ohnmächtig vor Begeisterung werden. Der charmante Brite, der 2012 für den Roman Lob den deutschen Beitrag „Standing Still“ zum damaligen ESC komponierte, hatte das Publikum vom ersten Moment an voll im Griff und legte einen Auftritt hin, der in die Geschichtsbücher des ZMF eingehen wird. Sein erster von insgesamt achtzehn Songs, „Get Your Way“ aus dem Album „Catching Tales“, eine Mischung aus klassischem Jazz und modernem Pop, brachte die Menge schon direkt am Anfang zum Toben. Als dann Klassiker wie „Don’t Stop The Music“, „I’m All Over It“ oder auch „Work of Art” angestimmt wurden, wurde das Publikum noch mehr dazu gebracht, einfach mal die Sau rauszulassen und abzutanzen. Jamie Cullum bewies dabei eindrucksvoll seine Qualitäten als Entertainer. Einen Hautnah-Moment gab es nach ungefähr anderthalb Stunden, als Culllum als Intro für „When I Get Famous“ von der Bühne ging und, wie Andreas Bourani vor drei Jahren, mitten in die Zuschauermenge ging. Ein Star zum Anfassen sozusagen und einer der Beweise, was das ZMF so besonders macht. Dass er aber außer Rampensau auch für den Jazz gewohnt ruhigere Töne zum Besten geben kann, bewies er mit den Hits „High and Dry“, „London Skies“, „These Are The Days“ oder auch „What A Difference A Day Made“, in dem er zwischendrin kurz den Text vergaß, dies jedoch gekonnt mit einer starken Improvisation, britischem Humor und dem Klassiker auf dem Klavier, „Amazing Grace“ löste. An dieser Stelle muss man auch ein riesengroßes Lob an die Live-Band von Jamie Cullum geben, welche allesamt auch locker als Solokünstler das Zirkuszelt auf dem Mundenhof hätten füllen können. Zudem beteuerte der in Essex geborene Brite, dass er in seinen jetzt insgesamt 17 Jahren als Musiker mehr Konzerte in Deutschland als in seiner Heimat gegeben habe und dies ihn sehr stolz mache. Das Freiburger Publikum zahlte ihm dies mit einer einzigartigen und großartigen Stimmung und Atmosphäre zurück. Er sagte selbst einmal, dass er auf vielen Jazzkonzerten gewesen sei, auf denen die Lieder großartig, die Show jedoch langweilig gewesen sei. Spätestens seit seinem gestrigen Auftritt hat Cullum bewiesen, dass auch Jazzmusiker eine richtig starke Show abliefern und das Publikum von Beginn an auf seine Seite ziehen können.