Die Sanfte und die Rampensau

Doppelkonzerte auf dem Zelt-Musikfestival Freiburg sind jedes Jahr immer etwas Besonderes, gerade wenn das Festival damit abgeschlossen wird. Dass dies wieder einmal gelungen ist, zeigt das Doppelkonzert von Namika und Joris im Zirkuszelt.

Zu Beginn sei anzumerken, dass die Kombination aus sanfter Stimme (Namika) und Rampensau (Joris) eine sehr interessante war. Der Abend, welcher den Abschluss des ZMF bildete, wurde von Joris fulminant mit dem Song „Das sind wir“ aus seinem aktuellen Album „Schrei es raus“ eröffnet. Man hatte sofort das Gefühl, dass dies ein ganz besonderer Abend wird, war man sich im Publikum doch der Live-Qualitäten des 28-jährigen bewusst. Weiter ging es mit „Bis ans Ende der Welt“ und „Feuerwerk“, welche beide aus seinem ersten und bisher erfolgreichsten Album „Hoffnungslos Hoffnungsvoll“ stammen. Im Anschluss daran wurde es dann mucksmäuschenstill im Zelt, als Joris in der Anmoderation des nächsten Songs „Kommt schon gut“ unter anderem auf den Anschlag in Christchurch sowie die rechtspolitische Haltung mancher Menschen zu sprechen kam. Umso begeisterter wurde der Song selbst von der Menge aufgenommen. Nach dem emotionalen Song „Glück auf“ folgten mit „Feuerwesen“ und „Signal“ Songs, die laut Joris, der nach 2016 zum zweiten Mal in Freiburg gastierte, so manchen im fast ausverkauften Zirkuszelt zum Nachdenken anregen solle. Was jedoch darf bei einem Künstler wie ihm nicht fehlen? Klar, Entertainment! So wurde kurzerhand eine Tischapparatur, auf dem sich unter anderem volle Weingläser, leere Flaschen und ein Miniklavier befanden, auf die Bühne gefahren und darauf der Hit „Sommerregen“ angestimmt. Hiermit wurde das Publikum dann auch zum ersten Mal zum Tanzen aufgefordert, um dann gegen Ende des Liedes von einem Konfettiregen überrascht zu werden. Nach den beiden nächsten Nummern „Du“ und „Hoffnungslos Hoffnungsvoll“ folgte als Highlight und Abschluss seines Auftritts sein wohl bekanntester Song: „Herz über Kopf“. Hierbei erwies sich das Publikum als sehr textsicher und wurde mit einem erneuten Konfettiregen von Joris, der auch allein das Zirkuszelt ohne Probleme ausverkaufen könnte, verabschiedet.

Konnte das Publikum mit einer einzigartigen Liveshow und emotionalen Songs überzeugen: Joris

Sanfte Stimme, sanfte Lieder

Nach einer kurzen Umbauphase folgte mit Namika der zweite Teil dieses Abends, welcher auch gleichzeitig der längste war. Diese begann mit „Que Walou“ aus dem gleichnamigen und aktuellen Album, worauf der Song „Zirkus“ folgte. Dass sie auch anders singen kann, bewies sie mit dem Lied „NA-MI-KA“, in dem sie eine kleine Rap-Einlage auf der Bühne hinlegte. Allgemein muss man zu ihrem Auftritt sagen, dass die meisten Songs für die Sängerin sehr persönliche und nahegehende Einflüsse haben, so auch der bewegende „Ahmed (1960-2002), welcher von ihrem verstorbenen Vater handelt. Mit dem Hit „Wenn sie kommen“ bewies sie wie zuvor auch ein weiteres Mal ihre Rap-Qualitäten eindrucksvoll, um das Publikum dann mit dem Song „Hellwach“ komplett abzuholen und die Herzen der Menge für sich zu gewinnen. Diejenigen, die ihr Herz schon an ihr verloren haben, taten dies mit aufwendig gestalteten und zahlreichen Fanplakaten kund. Ebenso wie Joris trat auch Namika, die während ihres Konzertes sehr viel Sympathie ausstrahlte, viel in Interaktion mit dem Publikum, vor allem bei ihren beiden großen Hits „Lieblingsmensch“ und „Je ne parle pas franҫais“, bei denen die Menge sich auch wieder – zur großen Überraschung der Sängerin selbst – als sehr textsicher erweisen konnte. Man kann auch sagen, dass viele Songs dabei waren, die nicht unbedingt jeder auf dem Schirm hatte, aber trotzdem jeden catchen konnte. Dies zeigten auch die vorletzten beiden Lieder „Phantom“ und „Mailbox“, auf die dann zum Abschluss des Abends und 37. ZMF der Beatgees Mix von „Je ne parle pas franҫais“ folgte.

Überzeugte durch sanfte Stimme und gefühlvolle Songs: Namika

Ein würdiger Abschluss dieses großartigen Festivals

Im Großen und Ganzen kann abschließend gesagt werden, dass das diesjährige ZMF nicht besser hätte abgeschlossen werden können als mit zwei komplett unterschiedlichen Künstlern, bei denen das Publikum an diesem Abend von ihrer Erfahrung von zahlreichen Festivalauftritten profitieren durfte. Man darf schon jetzt gespannt sein, welche Highlights uns dieses großartige Festival im nächsten Jahr bereithält. Eins ist jetzt schon sicher: das Abschlusskonzert kann dann, wenn man den vielen Menschen nach diesem Konzert Glauben schenken mag, gerne wieder ein Doppelkonzert sein!