Und wieder ein Schwergewicht des deutschen Hip-Hops, welcher sich die Ehre im Zirkuszelt auf dem ZMF gab. Und Samy Deluxe wusste mit seinem DLX Ensemble im Rahmen seiner SaMTV Unplugged Tour auf ganzer Linie zu überzeugen sowie das Konzert letzte Woche von Max Herre um einiges zu übertreffen.
Normalerweise ist es zum einen Usus, dass Festivalgründer und Mitgesellschafter Alexander Heisler die Künstler kurz vor dem Auftritt noch kurz ankündigt und eine Geschichte dazu erzählt. Dies wurde jedoch von jemand anderes übernommen. Zum anderen spielen Bands normalerweise mit E-Gitarren und Bass, der vom Strom kommt. Das es auch ohne geht, bewies Samy Deluxe, heute immer noch einer der Schwergewichte des deutschen Hip-Hops, bei seinem insgesamt vierten Auftritt auf dem Zelt-Musikfestival in Freiburg eindrucksvoll. Angefangen wurde mit einem Song aus der aktuellen Tour, „Flagge hissen / Anker lichten“, mit dem er die Menge direkt für sich gewinnen konnte, nach dem dann einer seiner bekannteren Songs „Poesie Album“ folgte. Im Anschluss daran folgte dann ein Schnelldurchlauf von „Der Guteste“ und „Dreist“, um dann bei „Ladies und Gentleman“ seine herausragende Fähigkeit des Schnellsprechgesangs unter Beweis zu stellen. Dies gab er im Laufe des Konzertes einige Male zum Besten, was beim Publikum in Ekstase und purer Begeisterung überging. Allgemein kann man sagen, dass die Menge für eine überwiegend ausgelassene Stimmung sorgte, welche auch auf das Ensemble und den Künstler selbst übersprang. Bevor er mit einem sehr persönlichen Lied „Vater im Himmel“ fortfuhr, dachte er sich, er „könne sich, für die die mich noch nicht kennen, sich einmal kurz vorstellen“. Dies tat er dann auch und zwar mit dem Hit „Wer ich bin“. Cooler und impressiver hätte man dies in diesem Rahmen nicht gestalten können. Nach dem bereits erwähnten persönlichen Lied holte er für eine kurze Einlage seinen Sohn auf die Bühne und legte mit ihm ein Rap-Duett aufs Parkett, welches die Menge, vor allem aufgrund des beeindruckenden Talentes des Jungen, elektrisiert zurückließ.
Nostalgie trifft auf Zukunftsmusik, Afrob trifft auf Samy’s Sohn
Dann begann die Zeit der Songs, bei denen Samy Deluxe diese mit seinem langjährigen Weggefährten Afrob, mit dem er früher hauptsächlich als ASD große Erfolge feierte, performte. Von „Mimimi RMX“, „Adriano“ über „Zurück zu Wir“ zu „Hände hoch“ – es waren vor allem die großen Nummern der beiden, mit denen sie das Publikum in ihren Bann zogen konnten. Dazwischen zeigte Deluxe wie bei „Vater im Himmel“ mit „Von dir Mama“ wieder seine persönliche und private Seite in seinen Songs. Spätestens nach diesem Lied war jedem im Zirkuszelt klar, dass dies nicht der letzte Gig von diesem Ausnahmekünstler auf dem ZMF war. Dass er auch mit poetischen bzw. metaphorischen Songs überzeugen kann, zeigte er mit „Haus am Mehr“ und „Grüne Brille“. Am lautesten am gesamten Abend wurde es dann bei seinem wohl bekanntesten Hit „Weck mich auf“. Hier zeigte das Publikum seine Textsicherheit und Samy Deluxe, dass er in seinen Songs auch sehr gesellschaftskritische Themen, die noch heute aktuell sind, ansprechen kann und seiner Meinung nach auch muss! Es folgte ein improvisiertes Solo mit den beiden Schlagzeugern des Deluxe Ensembles, in welchem man seine gesungenen Worte nicht verstand, so schnell gab er diese wieder und so begeistert war das Publikum davon. Nach diesem Lied ging es für ihn und das Ensemble nochmal kurz von der Bühne, um dann für drei Zugaben nochmal zurückzukommen. Angefangen wurde dabei mit einer abermals beeindruckenden Einlage seines Sohnes, welche im Hintergrund vom neben dem Schlagzeug stehenden Papa begleitet wurde. Danach gab es mit „Mary Jane“, „Antihaltung“ und „Sneak Preview“ zum Abschluss nochmal drei Klassiker, bevor dann das Konzert unter weiteren Forderungen nach Zugaben zu Ende ging.
Weiß auch nach über zwanzig Jahren auf der Bühne, was das Publikum von ihm möchte: Samy Deluxe
Langjährige Erfahrung, die sich am Ende bezahlt macht und Evakuation des Festivalgeländes
Was bleibt von diesem Abend? Zum einen, dass ein Künstler wie Samy Deluxe in Zukunft auch immer unplugged mit seinem Deluxe Ensemble, welches den gesamten Abend über den Meister des Schnellsprechgesangs sehr unterhaltsam und musikalisch hervorragend unterstützte, auf Tour gehen kann. Zum anderen, dass Deluxe, dessen Erfahrung sich auszahlte und auf der Bühne bemerkbar machte, sehr oft mit dem Publikum interagierte und es somit ein Teil der Songs wurde. Abschließend gab es noch den bitteren Nachgeschmack, dass das gesamte Festivalgelände unmittelbar nach diesem und dem Konzert von El Flecha Negra im Spiegelzelt aufgrund schwerer Unwetter evakuiert werden musste. Dies hält jedoch nicht davon ab zu sagen, dass Samy Deluxe das Konzert seines Freundes und Weggefährten Max Herre, um auf diesen Bericht zurückzukommen, um einiges übertroffen hat und er das fast ausverkaufte Zirkuszelt in jeder Minute fest im Griff und auf eine Art und Weise gerockt hatte, wie man es zuvor nur selten von einem Künstler seines Genres auf dem ZMF erlebt hat. Dafür kann man ihm und dem DLX Ensemble nur von Herzen danken, denn manchmal sind es auch solche Momente, die einen mit einem Lächeln im Gesicht zurücklassen können.
