Endlich mal alleine auf dem ZMF das Zelt vollmachen. Das hat die Freiburger Band FATCAT mit ihrem Auftirtt auf dem ZMF dieses Jahr geschafft! Wir durften uns vor ihrem Konzert mit ihnen über Anfänge, besondere Erlebnisse oder auch das Musikgeschäft unterhalten.
Wie seid ihr alle eigentlich zur Musik gekommen und wie habt ihr euch als damals zusammengefunden?
Kenny: Ich glaube das ist bei jedem relativ ähnlich, man fängt irgendwann an, Musik zu machen. Jeder hatte seine eigene Story.
Fabian: Wir sind alle sehr verschieden zur Musik gekommen. Zusammengekommen sind wir durch die Musik im Studium.
Was hättet ihr getan, wenn ihr nicht dazu gekommen wärt, wenn ihr keine Musiker geworden wärt?
Kenny: Fabi wäre Physiker geworden, ist glaub sogar Physiker und Chemiker.
Ferdi: Ich habe mal Klavierbau gearbeitet, habe es dann aber auch wieder aufgehört.
Fabian: Und Kenny wäre wohnungslos (lacht).
Kenny: Oder Immobilienmakler, eins von beiden (lacht).
Welches sind eure musikalischen Vorbilder?
Kenny: Wow, da gibt es einige! Ich persönlich habe als Grown-up viel Marvin Gaye gehört. James Brown oder Ähnliches haben mich sehr inspiriert. Ganz viel Jazz, Miles Davies, John Coltrane, Curtis Mayfield mit dem ganzen Soul und Funk. Bei euch so? (fragt die anderen Bandkollegen)
Fabian: Ziemlich viel, ziemlich weite Bandbreite. Ich hör auch sehr viel elektronisches Zeug momentan. Tatsächlich habe ich mir das so ein bisschen angewöhnt, dass ich während meiner Masterarbeit immer die eine Playlist auf Spotify gehört und währenddessen meine Masterarbeit geschrieben habe. Seitdem finde ich da ziemlich geil. Andererseits auch sehr ruhiges Zeug, Akustik-Sachen. Letztens war ich hier bei John Butler, sowas ist auch geil.
Habt ihr dann auch als Band ein Vorbild, welches euch inspiriert hat im Allgemeinen?
Kenny: Ich glaube nicht, dass es ein spezielles Vorbild für FATCAT gab. Jeder hat so seine musikalischen Einflüsse und die bringen wir dann in unsere Musik ein. Daraus resultiert dann eben unsere Musik als FATCAT.
Fabian: Eventuell waren wir im heutigen Zustand unser Vorbild vor zehn Jahren. (Band lacht)
Was zeichnet denn eurer Meinung nach die Funk- und Soulmusik aus?
Paul: Die Eins. Deswegen sind ja daraus auch die ganzen Hiphop-Beats entstanden weil die ganzen Akzente immer auf der Eins anfangen. Wie bei James Brown.
Ferdi: Es muss auf jeden Fall sehr rhythmisch sein und hat oft einfach eine gleiche Unterteilung, es findet sehr viel statt.
Kenny: Letztendlich ist es einfach so ne Gefühlssache. Wenn etwas funky ist, ist es funky. Das spürt man einfach, man will tanzen, sich bewegen, hat gute Laune. Als Zuhörer kann man Funk sehr gut genießen, weil es sehr zugänglich ist und anspruchsvoll sein kann.
Ferdi: Da kann man quasi alles damit mischen, was wir da machen. Wenn die Basis stimmt, kann man das rockig oder poppig gestalten und dann gibt es da keine Hindernisse.
Wie sieht denn euer Jahresplan als Band / Musiker aus wenn ihr nicht gerade privat unterwegs seid? Wie kann man sich das vorstellen?
Jacob: Bei uns ist das schonmal ein wenig speziell, weil manche gar nicht mehr in Freiburg wohnen, weshalb unser Probenplan eher blockweise aufgestellt als regelmäßig. Wir spielen eigentlich das ganze Jahr über, mehr oder weniger regelmäßig.
Ferdi: Das ist aufgeteilt in drei große Abschnitte: die Clubtouren im Frühjahr und im Herbst und im Sommer die Festivalsaison. Im Winter dann durchschnaufen, neue Songs schreiben, neues Album machen.
Fabian: Wenn das Wetter schlecht ist, spielen wir drinnen, dann haben wir Clubtouren, wenn es das Wetter zulässt spielen wir Festivals und sind draußen. Jetzt in nächster Zeit werden wir auf ein Jahr angelegt ein neues Album produzieren. Das ist dann ein ganz anderer Plan als wir ihn zum Beispiel dieses Jahr hatten.
Eure Band hat ja den Ursprung in Freiburg. Kommt ihr während eurer Tour auch mal (abgesehen vom ZMF jetzt in diesem Jahr) nach Freiburg zurück, um alte Bekannte oder Familie zu treffen?
Kenny: Der Großteil wohnt ja in Freiburg. Wir sind immer präsent hier in der Stadt, lieben es hier zu wohnen. Es ist ne wunderschöne Stadt, es gibt keinen Grund, hier wegziehen zu sollen.
Ferdi: Es ist eigentlich die Wahlheimat von uns allen, bei den meisten zumindest. Da hängt man natürlich auch gern an dem Platz rum.
Fabian: Die Vorstellung von der Band, die das ganze Jahr im Bus lebt und eigentlich nie zu Hause ist, stimmt so nicht ganz. Wir sind alle in der Hinsicht relativ spießig, weil wir alle irgendwie unser Geld verdienen müssen und den Großteil des Jahres auch immer zu Hause sind.
Ferdi: Wir haben dann auch schon die ersten Papas in unserer Band, die dann natürlich auch mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen wollen.
Erinnert ihr euch noch an eure allerersten Auftritte als Band, wie hat sich das so angefühlt und wie war da dann das Erlebnis dabei?
Kenny: Die ersten Touren, die ersten Jahre haben super viel Spaß gemacht. Im Vergleich zu jetzt war es schon hart.
Ferdi: Es gab ungeplante Schlafplätze, mal dort auf dem Boden, mal dort im Bus. Da gab es mal nen Bus der funktioniert hat oder auch nicht. Da wurde man mal mitten in der Nacht in Tschechien von der Polizei angehalten, mussten erstmal ordentlich abdrücken, bevor wir weiterfahren durften, solche Sachen. Das war abenteuerlich, das trifft es doch gut!
Kenny: In unbeheizten Räumen schlafen, weil der Veranstalter vergessen hat, ein Hotel zu buchen.
Fabian: Aber das waren früher so die Erlebnisse, die uns auch dann als Band zusammengeschweißt haben. Wenn wir so angefangen hätten, wie wir heute spielen, dann wäre diese Enge nie zustande gekommen. Wir haben echt viel erlebt zusammen.
Ich habe selbst mal Romanistik studiert. Da erinnert ihr euch doch sicher noch euer Auftritt auf der PhysRom Party!?
Ferdi: Das war glaube ich unser erster Auftritt als Fatcat, davor hatten wir noch einen anderen Namen.
Kenny: Ja, genau! Da kann ich mich noch erinnern, als wir nach dem Auftritt eine Eiseskälte hatten.
Fabian: Wir haben da nach „Momo und die grauen Herren“ gespielt und nach dem Gig noch im Backstage-Bereich mit leeren Flaschen oder ähnlichem eine Jam-Session gemacht, das kann man heute glaube ich noch auf Soundcloud hören (lacht). Es waren schon sehr gute Erinnerungen daran!
Wie läuft das bei euch mit dem Songwriting bzw. den Songs im Allgemeinen ab? Wie sprecht ihr euch da ab, wer was übernimmt?
Ferdi: Jeder von uns bringt Ideen mit, die wir dann zusammen ausarbeiten und uns dann daran setzen. Durch die Ideen kann man dann schon einen ersten Eindruck kriegen, in welche Richtung, das Album gehen kann. Dann gibt es natürlich auch den Textinhalt, der da wichtig ist. Also wenn Kenny grad ne Phase aufarbeitet, dann kann man die natürlich auch in so einem Album wiederbringen und wiedergeben. Das findet alles dann gemeinsam statt. Die Ideen selbst arbeitet jeder zu Hause alleine aus, aber das Songwriting findet gemeinsam statt. Auch wenn wir nicht gerade in der selben Stadt sind, können wir trotzdem über Plattformen im Internet zusammenarbeiten und da vorankommen. Wir müssen uns also nicht zwangsweise sehen und zu schreiben, was ganz praktisch ist. Final ausarbeiten dann immer gemeinsam.
Kenny: In unserem supergeilen Studio. Das ist in Gundelfingen, wir mussten quasi auswandern (lacht).
Ferdi: Ja! Seit letztem Jahr haben wir die Möglichkeit, alles im eigenen Haus zu machen und sind da sehr glücklich darüber. Da können wir jetzt treiben und machen, was wir wollen. Das ist natürlich superschön, da wir die Möglichkeit vorher nicht hatten, sowas im eigenen Haus zu recorden und unsere eigenen Sachen aufzunehmen. Unser Posaunist ist tontechnisch sehr fit, mit ihm haben wir da natürlich einen großen Trumpf, dass er uns die Sachen gleich mischen und uns dann recorden kann. Er ist quasi unser Produzent sozusagen.
Wie seid ihr eigentlich zum ZMF gekommen und was zeichnet das Festival für euch im Allgemeinen aus?
Fabian: Ich glaube, jede Freiburger Band will irgendwann mal auf dem ZMF spielen.
Ferdi: Aber wie sind wir aufs ZMF gekommen. Also ursprünglich haben wir mal einen Bandwettbewerb gewonnen, ne wir haben ihn nicht gewonnen, wir sind Zweiter geworden. Da war dann der Preis, dass man hier spielen darf und ein Biersponsoring bekommt für ein Jahr.
Fabian: Also der Preis war wie gesagt dass wir hier spielen durften. Dann haben wir mit den Gewinnern „Brothers of Santa Claus“ vor sechs Jahren. Dann wurden wir nochmal eingeladen vor drei Jahren und jetzt wurden wir nochmal eingeladen. Mittlerweile schaffen wir es glücklicherweise alleine, das Zelt zu füllen.
Ferdi: Also ein Monat vor Beginn hier ein ausverkauftes Haus zu haben ist schon super! Das hier ist für uns zu Hause! Wir freuen uns schon sehr lange tierisch auf diesen Gig und haben extra dafür Proben eingeschoben, in denen wir gesagt haben, dass wir bei einem Heimspiel vor ausverkauftem Haus auf jeden Fall etwas präsentieren wollen, ein paar Extras sozusagen. Wir haben uns nochmal Gedanken über unser Set gemacht, wie wir das gut rüberbringen können mit cooler Lichtshow. Sachen, die sonst teilweise gar nicht möglich sind. Wenn man grad nämlich nicht in der eigenen Stadt spielt, hat man nicht so viel Personal, was man mitnehmen kann, die da mitarbeiten können.
Fabian: Es ist voll wichtig, dass es dieses Festival gibt, da es immer weniger von dieser Art gibt.
Kenny: Ich meine das ZMF macht immer einen super Job. Die Künstler sind alle super. Es ist hier auf dem Gelände eine tolle Atmosphäre.
Ferdi: Du sitzt ja gerade in unserem Backstage-Bereich. Dreh dich einmal um und schau einfach, da kann es einem nur gut gehen!
Grad wenn wir es gerade vom ZMF an sich haben: Wie ist da euer Verhältnis zu Alexander Heisler, der das Festival ja gegründet hat?
Ferdi: Das ist für uns mittlerweile ein guter Freund! Er gehört hier einfach hin. Er hat es gemacht, hat es aufgezogen und ist hier nicht wegzudenken. Er ist einfach eine Ikone, wie die Freiheitsstatue fürs ZMF! Einfach ein guter Freund!
Wie war eure bisherige Erfahrung auf Musikfestivals und welches hat euch bisher am besten gefallen und warum?
Kenny: Also DAS Highlight war natürlich das Montreux Jazz Festival.
Ferdi: Ja! Das war 2016, gibt es heute noch auf Vinyl, leider aber nicht mehr so viele! Die Fusion war auch ein Highlight auf jeden Fall ! Wie gesagt das ZMF ist auch für uns immer ganz besonders, weil wir hier aus Freiburg kommen. Oft ist es auch so, dass es nicht immer die größten Festival sind, die besonderen Charme bergen. Auch bei kleineren Festivals gehen die Teams mit sehr viel Herz dran und das spürt man dann als Band auch. Das spiegelt sich dann im Essen oder auch der Unterkunft wieder. Wenn die Leute, die vor Ort sind, da ein kleines Team haben so seit zwei Wochen, dann sind die so zusammengeschweißt, da kann man dann meistens in so eine Art Familie von Festivalcrew eintauchen. Da kann man dann auch nicht immer sagen, dass es ein Festival ist, welches überall bekannt ist. Es reicht auch bei einem Festival mit 300 Leuten, das kann dann auch eine super Atmosphäre sein.
Dann frage ich mich aber auch, weil ihr schon auf so vielen Festivals gespielt habt, warum ihr da noch nie eine Einladung aus Karlsruhe bekommen habt, um auf dem Fest (Das Fest; Musikfestival in Karlsruhe) zu spielen?
Kenny: Frage ich mich auch, ja!
Ferdi: Wir haben sie schon oft genug angefragt, aber die wollen uns nicht! Wir sind zu wenig Hiphop und zu wenig von allem. Gebt es an das Fest weiter, sagt ihnen Bescheid, nächstes Jahr würden wir sehr gerne dort spielen, kein Problem!
Vor der Abschaffung des Echo im letzten Jahr gab es immer wieder die Debatte, die Musik sei zu stark kommerzialisiert und kleinere Künstler oder Bands wie beispielsweise die Indie-Pop Gruppe Razz, die vor drei Jahren vor 20.000 Leuten in Karlsruhe auf dem Fest gespielt haben, hätten kaum eine Chance auf dem Markt. Wie steht ihr dazu bzw. wie hart ist es eurer Meinung nach heutzutage im Musikgeschäft, sich da durchzusetzen?
Kenny: Es kommt darauf an, was man möchte. Wenn du im Radio laufen willst, musst du halt einen bestimmten Song schreiben. Es kommt immer auf den Markt an.
Ferdi: Je nachdem, wo du hinwillst, musst du dein Produkt gestalten. Wenn du im Radio laufen willst, muss dein Produkt maßgeschneidert fürs Radio sein.
Fabian: Die Radiokultur hat sich ja auch so entwickelt, früher lief ja auch anderes im Radio. Es ist durchaus immer noch so, dass die Musikbranche eine sehr, sehr hohe Hierarchie hat. Nicht flache Hierarchien, wo jeder was zu sagen hat, sondern du musst quasi tatsächlich an die paar Leute e, due an der Spitze der Pyramide stehen, kommen, um dann einen nationalen oder globalen Erfolg haben zu können. Außerhalb dieser Pyramide zu funktionieren und erfolgreich zu werden ist ziemlich schwierig, aber möglich. Es nimmt immer mehr zu, dass es nicht mehr unbedingt nötig ist, sich auf die paar Majors zu verlassen. Ich finde, dass es viel attraktiver für Bands ist. Es ist viel anstrengender, aber viel geiler, denn du bist am Ende der Schmied deines eigenen Erfolges, dir gehören deine ganzen Songs.
Ferdi: Normalerweise gibst du ganz viel ab mit deinen Rechten. Wir in unserem Fall behalten alles.
Kenny: Schau mal in die USA. Die Künstler dort mehr Rechte abgeben zum Beispiel bei ihren Platten. Sie geben ihre kompletten Rechte ab und haben dann danach nichts mehr! Es gibt dann Vorschüsse für Albumproduktionen die man von den Labels bekommt. Das ist dann Geld, das du wieder zurückzahlen musst vom Verkauf deiner Alben. Das Musikbusiness ist hart, aber man kann es eigentlich gut navigieren wenn man ein bisschen die Augen offen hält.
Ferdi: Man muss eigentlich viel Eigenengagement an den Tag legen und auch mal wieder pfiffige Ideen ausprobieren nebenbei, da es natürlich eine riesige Masse gibt, aus der du herausstechen willst ohne die großen Majors, dann muss man auch ab und zu mal ne ganz gute Idee haben und ein bisschen was probieren, ein bisschen was wagen, experimentierfreudig sein.
Wenn ihr jetzt selbst Programmchef des ZMF wärt, welche Band / Musiker würdet ihr buchen und warum?
Kenny: FATCAT! (Band lacht)
Ferdi: Schwer zu sagen, ich finde das Line-Up eigentlich gelungen!
Kenny: Es kommt auch ein bisschen auf das Zelt an! Jeder darf sich jetzt ein Zelt aussuchen, okay?
Fabian: Dann nehm ich das Zirkuszelt!
Kenny: Ich dann das Spiegelzelt!
Ferdi: Bei mir dann das Fürstenberg-Zelt! Hier würde ich regional relativ viel buchen! Es gibt tolle Bands in Freiburg und Umgebung, die Musikszene ist relativ gut für die Stadtgröße. Auch in Frankreich und der Schweiz gibt es tolle Bands, die hier sehr nah wohnen, die kann man gut fürs Fürstenberg-Zelt buchen. Das ist ne offene Bühne, da zahlt man keinen Eintritt, man hat ne tolle Möglichkeit, sich zu präsentieren. Das findet ja alles schon so statt tatsächlich, da will ich eigentlich gar nichts anders machen.
Kenny: Dann bin ich jetzt dran mit dem Spiegelzelt, das ist gar kein einfacher Job, den der Alex (Alexander Hässler, Programmchef des ZMF; Anm. d. Red,) da hat. Allgemien würde ich mal gerne die Parcels aus Australien buchen.
Fabian: Um jetzt mal ein bisschen outside the box zu denken: Im Zirkuszelt wäre so eine Hans Zimmer-Show mal richtig geil! Er ist ja auch öfter auf Tour und spielt seine Songs, das fände ich mega! Bruno Mars wäre geil. Der Alex mit seinem Charme könnte das schon hinbekommen (lächelt). Quincy Jones wäre ne große Nummer hier!